Was bringt mir ein Gesundheitscheck?

Chronische Erkrankungen sind heutzutage in den Industrieländern eines der größten gesundheitsökonomischen Herausforderungen. Neueste Zahlen zeigen, dass rund 40% der Bevölkerung ab 16 Jahren unter chronischen Erkrankungen leiden. Darunter vor allem:

Um chronischen Erkrankungen vorzubeugen, werden Gesundheitschecks von Krankenkassen für Mitglieder oder Unternehmen für Beschäftigte angeboten. Forscher*innen in Dänemark haben sich nun die Frage gestellt, welche Wirksamkeit einem Check-up zugeschrieben werden kann. Dazu wurde die Bevölkerung zwischen 30 und 49 Jahren der Gemeinde Randers über einen Zeitraum von fünf Jahren zu einer Untersuchung eingeladen und mit einer Kontrollgruppe verglichen.

Geringere Teilnahme in der jungen Gruppe und an Nachuntersuchung

Von den Bewohner*innen der Gemeinde Randers nahm rund die Hälfte an der Basisuntersuchung teil – 2.698 von 5.250 Personen. In dieser Studie konnten durch den präventiven Gesundheitscheck keine gesundheitsfördernden Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risiko, die körperliche Aktivität, die selbst eingeschätzte Gesundheit und die funktionelle Leistungsfähigkeit festgestellt werden. Auch andere Studien zeigen keinen Nutzen von allgemeinen Gesundheitsuntersuchungen. Eine Übersicht von 15 hochwertigen Studien mit insgesamt 251.891 Teilnehmern im berufstätigen Alter und einem Untersuchungszeitraum von bis zu 27 Jahren ergab: Systematische Angebote von Gesundheitschecks schützen weder vor Erkrankungen, noch verlängern sie das Leben. Sie sind wirkungslos hinsichtlich der Verbesserung von Gesundheit. Die Auswertung zeige, so der Autor Krogsbøll, dass es wenig sinnvoll sei, Gelder dafür auszugeben, beschwerdefreie Menschen zur Rundum-Untersuchung einzuladen. Deshalb sind aus unserer Sicht die von vielen Unternehmen für ihre Beschäftigten angebotenen Gesundheitsuntersuchungen überdenkenswert.

Wie ein Gesundheitscheck trotzdem wirksam sein kann?

Kombiniert man jedoch Gesundheitschecks mit einer evidenzbasierten Verhaltensmodifikation werden nachhaltige Wirkungen erzielt. Eine Studie aus dem Jahr 2015 mit knapp 7.000 Personen ist zu dem Ergebnis gekommen, dass auch fünf Jahre nach der Beendigung der Maßnahme eine anhaltende Auswirkung auf die körperliche Aktivität und die Ernährungsgewohnheiten durch Screening und motivierender Gesprächsführung bewirkt werden konnte. Die in Richtlinien empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen (HIER nachzulesen) werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, sind jedoch entsprechend der Evidenz nur mit einer nachfolgenden strategischen Gewohnheitsbildung sinnvoll, die jedoch im Leistungsumfang der Krankenkassen bislang fehlt.

 

Quellen

Bundesministerium für Gesundheit, Früherkennung (2022)

Stiftung Gesundheitswissen, Zahlen & Fakten – Menschen mit chronischen Erkrankungen (2022)

Anne-Louise Bjerregaard , Else-MarieDalsgaard,1 Niels-Henrik Bruun, Kasper Norman, Daniel R Witte,  Henrik Stovring, Helle Terkildsen Maindal, Annelli Sandbæk Effectiveness of the population-based ‘check your health preventive programme’ conducted in a primary care setting: a pragmatic randomised controlled trial (2021)

Lasse T Krogsbøll, Karsten Juhl Jørgensen, Peter C Gøtzsche, General health checks in adults for reducing morbidity and mortality from disease (2019)

Sophie Baumann,corresponding author Ulla Toft, Mette Aadahl, Torben Jørgensen, and Charlotta Pisinger, The long-term effect of screening and lifestyle counseling on changes in physical activity and diet: the Inter99 Study – a randomized controlled trial (2015)

 

Gesundheit, gesundheitsbewusstes Verhalten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lebenserwartung, Prävention
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