Glutenfrei leben – nicht so gesund wie man denkt
Low Carb und glutenfrei leben ist seit einiger Zeit in Mode. Menschen mit dieser Ernährungsweise reduzieren Getreideprodukte, doch sind sie wirklich so ungesund wie es in den letzten Jahren behauptet wurde? Der Körper bezieht seine Energie größtenteils aus den Makronährstoffen Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Nun stellt sich die Frage warum vor allem Weizen und Gluten in den letzten Jahren immer wieder als „Dickmacher“ dargestellt wurden. Denn Getreide ist reich an Stärke und Protein, was es zu einer guten Kohlenhydrat- und Eiweißquelle für uns macht. Wissenschaftler haben sich nun mit der Fragestellung auseinandergesetzt, ob es sich bei Low Carb um einen Mythos handelt(2).
Mythos: „Appetit auf Mehr, durch Peptide“
Seit langem wird angenommen, dass der Verzehr von Gluten zur Bildung von Peptiden im Dünndarm führt. Ein Peptid ist ein kleines Protein, das zahlreiche Funktionen im Körper haben kann. Beispielsweise wirkt es
- schmerzlindernd,
- entzündungshemmend,
- hormonell,
- stoffwechselregulierend.
Diese Peptide in Weizen sollen auch unser Glückshormon im Gehirn ankurbeln und damit unseren Appetit steigern. Doch um eine solche Wirkung hervorzubringen, müssen diese in hoher Anzahl und eine lange Zeit im menschlichen Körper vorhanden sein und sich dabei noch an bestimmte Rezeptoren binden, was für die Wissenschaftler wenig schlüssig erscheint. Außerdem zeigt eine Reihe an Belegen, dass proteinreiche Diäten, die hauptsächlich aus Peptiden bestehen, den Appetit und damit die Nahrungsaufnahme eher verringern.
Kein Zusammenhang zwischen Glutenkonsum und Höhe des BMI
Auch in verschiedenen internationalen Ländern ist der Weizenkonsum nicht mit dem Ausmaß an Übergewicht in Verbindung zu bringen. Im Weiteren zeigen verschiedene Beobachtungsstudien, dass der Glutenkonsum weder eine Auswirkung auf die Höhe der Kalorienaufnahme am Tag, noch auf den BMI hat. Der Verzehr von Vollkornprodukten, die eine große Menge an Gluten aufweisen, wird weltweit wissenschaftlich empfohlen. Nach dem Verzehr ballaststoffreicher Lebensmittel ist man länger satt und mit mindestens 30 Gramm Ballaststoffen (vor allem in Vollkornprodukten enthalten) ist das Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen reduziert. Doch auch Weißmehl ist dabei keinesfalls ein „Dickmacher“, es bietet dem Körper lediglich weniger Nährstoffe und wird schneller vom Körper verdaut als Vollkornmehl.
Doch warum boomen dann momentan glutenfreie Lebensmittel?
Glutenfreie Produkte bieten vor allem für Personen mit Zöliakie, die gar kein Gluten zu sich nehmen dürfen, eine Möglichkeit trotzdem Nudeln, Brot oder andere Getreideprodukte in ihre Ernährung zu integrieren. Doch für Menschen ohne diese Beschwerden ist es nicht empfehlenswert sich in dieser Weise zu ernähren. Viele Werbungen für solche Produkte versprechen ein gesünderes Leben, dem ist jedoch nicht so. Die oben erwähnte Forschung zeigt als aktuelles Review, dass diese Produkte zu einem erhöhten Risiko führen, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Da diese speziellen Lebensmittel meistens sogar teurer sind, ist es lediglich für ca. 1 % der Gesamtbevölkerung, die von Zöliakie betroffen sind sinnvoll, sich glutenfrei zu ernähren(2).
Quellen
Fred Brouns, Peter R. Shewry, Do gluten peptides stimulate weight gain in humans? (2022)