Sarkopenie: Wenn die Muskeln schwinden.

Sarkopenie: Wenn die Muskeln schwinden.

Beschwerden des Bewegungsapparats gelten als die bedeutsamste Krankheitsgruppe bei der Arbeitsunfähigkeit und als zweithäufigste Ursache für frühzeitige Renteneintritte. Eine Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems die zunehmend in den Fokus der Ärzte rückt, ist die Sarkopenie. Der Name bezeichnet den mit fortschreitendem Alter zunehmenden Abbau von Muskelmasse und Muskelkraft und dadurch einhergehende Beeinträchtigungen. Bereits seit 2016 hat sie ein eigenständiges Krankheitsbild bei der WHO.

Krankheitsbild

Bei einer Sarkopenie werden die Muskelfasern durch Fettgewebe ersetzt. Zudem verringert sich die Anzahl der Blutgefäße in der Muskulatur, wodurch diese schlechter versorgt wird. Sarkopenie führt zu einer erhöhten Sterblichkeit, Einschränkungen bei alltäglichen Anforderungen und einer erhöhten Sturzgefahr. Dies kann Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen haben und das Risiko für eine Pflegebedürftigkeit steigt. Die Erkrankung kann sowohl akut, z.B. bei einem schweren Verlauf einer COVID-19 Erkrankung mit Bettlägerigkeit oder auch chronisch auftreten.

Ursachen und Risiken

Zu den bedeutendsten Ursachen gehört neben dem Alterungsprozess insbesondere die körperliche Inaktivität. Auch Risikofaktoren wie Genetik, eine Fehl- und Mangelernährung, Hormonmangel und chronische Entzündungen tragen zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko bei. Wenn das Krankheitsrisiko frühzeitig festgestellt wird, können Interventions- und Präventionsmaßnahmen rechtzeitig einsetzen.

Diagnostik

Um eine Sarkopenie festzustellen, gibt es eine Vielzahl an Tests und Messungen. Ein möglicher Test für zuhause ist zum Beispiel der sogenannte Aufstehtest. Bei diesem sollte die Person es schaffen, innerhalb von 15 Sekunden fünfmal von einem Stuhl aufzustehen und sich wieder zu setzen. Dabei darf sich nicht mit den Armen abgestützt werden. Wird dies nicht erfolgreich bewältigt, kann eine Muskelschwäche bestehen. Weitere Möglichkeiten der Diagnostik umfassen zum Beispiel das Messen der Griffkraft und den „timed up and go test“ (Aufstehen, 3m gehen, Umkehren und wieder setzen, in höchstens 20 s).

Behandlungsmöglichkeiten

Zu den empfohlenen Therapieformen gehören:

  1. moderates Krafttraining sowie Gleichgewichts- und Ausdauertraining (2-3x pro Woche, 30 min)
  2. Ernährungsprogramme mit einer ausreichende Proteinzufuhr. Empfohlen werden 1 bis 1,2 g/kg Körpergewicht pro Tag. Dies entspricht bei einer Person mit 80 Kg Körpergewicht eine Eiweißzufuhr von 80g bis 96g pro Tag. Um diesen Bedarf zu decken, könnte z.B. das Frühstück aus einem gekochten Ei (6g Eiweiß), 150g Magerquark (19g) mit 50g Haferflocken (7g) und Obst bestehen. Zum Mittagessen gibt es eine 150g Forelle (36g) mit Gemüse und Kartoffeln und zum Abendbrot einen bunten Salat mit 100g Kichererbsen (20g) und 50g Fetakäse (7g), schon wäre der Bedarf an Eiweiß gedeckt.

Bei beiden Interventionsmaßnahmen ist wichtig zu betonen, dass sie bedarfsgerecht und individuell abgestimmt am effektivsten sind.

Effekte durch regelmäßiges Krafttraining

Durch Bewegung und Sport werden bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, sogenannte Myokine. Diese schützen den menschlichen Körper vor Alterung und Krankheit. Daher müssen Muskeln besonders mit steigendem Alter gefordert werden. Am Beispiel der Sarkopenie passt der bekannte Spruch: „Wer rastet, der rostet“.

Zudem fördert regelmäßiges Krafttraining

  • die Knochenbildung als Schutz vor Osteoporose,
  • den Umbau von weißem Fett (speichert Energie) zu braunem Fett (verbrennt Energie)
  • die Reduzierung chronischer Entzündungen
  • die Vorbeugung einer Demenzerkrankung,
  • die Muskulatur und schützt damit vor Stürzen im Alter.

Um die besten Effekte für die Gesundheit zu erreichen, sollten Kraft und Ausdauer trainiert werden. So wird zusätzlich z.B. der Blutdruck, Blutzuckerspiegel und Fettstoffwechsel verbessert.

Die Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen und damit auch von Sarkopenie sollte jeder wahrnehmen, um im Alter bestmöglich bewegungsfähig zu bleiben.

 

Quellen:

Cruz-Jentoftetal A. (2018): Sarcopenia: revised European consensuson definition and diagnosis Verfügbar unter https://academic.oup.com/ageing/article/48/1/16/5126243

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2019): Fachtagung Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen Verfügbar unter https://www.dguv.de/medien/landesverbaende/de/medien/infomat/lv8_suedwest/documents/lv8_heft65_praev.pdf

Goisser S. et al (2019): Update zur Diagnose und Therapie der Sarkopenie Verfügbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00108-018-0551-x

Haufe S. et al (2017): Low-dose, non-supervised, health insurance initiated exercise for the treatment and prevention of chronic low back pain in employees. Results from a randomized controlled trial Verfügbar unter https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5490969/

Merkel M. et al (2019): Physiologie und klinische Bedeutung von weißem, beigem und braunem FettgewebeVerfügbar unter https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00108-018-0540-0

Müller Thomas (2018): Sarkopenie neu definiert Verfügbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s42090-018-0160-9

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