Wie sieht das aktuelle Gesundheitsverhalten hierzulande und in Europa aus?

Obst- und Gemüseverzehr nach wie vor gering

Ein hoher Obst- und Gemüseverzehr hat eine schützende Wirkung auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und einen frühzeitigen Tod. Dennoch wird in Deutschland immer noch zu wenig Obst und Gemüse verzehrt. Während im EU-Durchschnitt 62% der Frauen und 49% der Frauen täglich Obst konsumieren, sind es in Deutschland bei Frauen nur 56% und bei Männern 39%. Deutschland liegt im Vergleich somit im hinteren Drittel der EU-Länder. Ähnlich sieht es bei dem täglichen Gemüseverzehr aus. Während der EU-Durchschnitt bei 56% für Frauen und 44% für Männer liegt, sind es in Deutschland nur 43% der Frauen und 25% der Männer. Deutschland belegt somit den letzten Platz aller europäischen Länder.

Verbesserungsbedarf bei körperlicher Aktivität

Auch bei der körperlichen Aktivität zeigt sich Verbesserungsbedarf. Nur 25% der Männer und 21% der Frauen in Deutschland erreichen die Empfehlung der WHO. Mindestens 150 Minuten mäßig anstrengender Ausdaueraktivität und der Durchführung von muskelkräftigenden Aktivitäten an zwei Tagen der Woche. Differenziert man nach Ausdaueraktivität und Muskeltraining, schaffen es 43% der Frauen und 48% der Männer, mindestens 2,5 Stunden pro Woche aerobe körperliche Aktivität auszuüben und damit die WHO-Empfehlung zur Ausdaueraktivität zu erreichen. Damit sind wir besser als der EU-Durchschnitt: hier erreichen 26% der Frauen und 36% der Männer die WHO-Empfehlung. Bei der WHO-Empfehlung für muskelkräftigende Aktivitäten ist ebenfalls viel Luft nach oben: nur 28% der Frauen und 31% der Männer schaffen es, zwei Mal wöchentlich ihre Muskeln durch ein entsprechendes Training zu kräftigen.

Weniger Raucher in Deutschland

Das Rauchverhalten konnte durch die Einführung von Maßnahmen wie der Erhöhung der Tabaksteuer, Rauchverboten in Gaststätten und der Anbringung von Warnhinweisen auf Zigarettenschachteln in den letzten Jahren erfreulicherweise langsam aber stetig verbessert werden. In Deutschland liegt der Durchschnitt der Raucher bei 19% für Frauen und 25% für Männer und somit unter dem EU-Durchschnitt. Dieser beträgt 20% für Frauen und 29% für Männer. Rauchen ist jährlich für etwa 700.000 Tote in der EU verantwortlich.

Adipositas-Vorkommen weiterhin hoch

Adipositas (Body-Mass-Index > 30kg/m²) begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Typ-2-Diabetes. Zudem wirkt sich das Übergewicht negativ auf die Lebenserwartung aus. Im EU-Vergleich zeigt sich, dass Deutschland mit einer Adipositashäufigkeit von 16% bei Männern und 17% bei Frauen (ab 15 Jahren) über dem EU-Durchschnitt von 16% bei Männern und 15% bei Frauen liegt. Die Autoren weisen darauf hin, dass die tatsächlichen Zahlen möglicherweise höher liegen, da das Körpergewicht bei Selbstangaben häufig unterschätzt wird.

Rauschtrinken immer noch häufig

Rauschtrinken wird als ein mindestens einmal im Monat stattfindender Konsum von 60g oder mehr Reinalkohol definiert. Als Beispiel: eine Flasche Bier 0,5l enthält im Durchschnitt 20g Reinalkohol. Langfristige Folgen können Alkoholabhängigkeit oder Organschäden sein. In Deutschland liegt die Anzahl an Rauschtrinkern deutlich über dem EU-Durchschnitt. So konsumieren 24% der Frauen und 42% der Männer hierzulande monatlich Alkoholmengen, die deutlich über den Empfehlungen für einen risikoarmen Alkoholkonsum liegen. Diese Zahlen liegen somit gerade bei Männern deutlich höher als im Rest der EU, in der durchschnittlich 12% der Frauen und 28% der Männer im Monat die risikoarme Alkoholmenge überschreiten.

Relevanz des Gesundheitsverhaltens

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten 80% der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle, 80% der Fälle von Typ-2-Diabetes und 40% aller Krebsfälle durch gesunde Ernährung, aus­reichende körperliche Aktivität und den Verzicht auf Tabakkonsum vermieden werden. Nach neueren Schätzungen der Global Burden of Disease Study 2015 könnten in Westeuropa bis zu 73% der ischämischen Herzkrankheiten, 52% der Schlaganfälle, 84% der Lungenkrebserkrankungen, 55% der Darmkrebserkrankungen, 70% der chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, 47% der Diabeteserkrankungen und 12% der depressiven Erkrankungen durch die Reduktion modifizierbarer verhaltensbezogener Risikofaktoren vermieden werden. Zwischen 1990 und 2015 ist laut der europaweiten Studie wenig passiert, so dass weiterhin ein hoher Handlungsbedarf besteht.

Fazit zum Gesundheitsverhalten

Das individuelle Gesundheitsverhalten in Deutschland muss weiter gefördert werden. Der demografische Wandel und die damit einhergehende Zunahme an Zivilisationskrankheiten stellen hierbei nicht nur für die Menschen, sondern auch Unternehmen eine Herausforderung dar. Die Fähigkeit, neue Gewohnheiten zu entwickeln, ist erlernbar, z.B. in Seminarprogrammen und durch den Einsatz qualitativ hochwertiger Apps. Dass diese Fähigkeit nicht nur für den Einzelnen, sondern für Unternehmen die größten Potenziale für Gesundheit und Leistungsfähigkeit birgt, ist in zahlreichen Studien zum Gesundheitsverhalten und deren Einfluss auf die Produktivität eindrucksvoll belegt worden (z.B. Burton et al. 2014).

 

Quellen:

(1) Journal of Health Monitoring · 2017 2(2) DOI 10.17886/RKI-GBE-2017-024 Robert Koch-Institut, Berlin

(2) Burton et al. (2014). The association of self-reported employee physical activity with metabolic syndrome, health care costs, absenteeism, and presenteeism. Journal of Occupational and Environmental Medicine, 56(9).

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