Obst- und Gemüseverzehr – 5 am Tag oder mehr?

Wie viel Obst und Gemüse sollte der Mensch pro Tag verzehren, um die höchste Lebenserwartung zu erzielen? Dieser Fragestellung widmete sich eine Längsschnittstudie, die den Einfluss des Essverhaltens auf die Sterblichkeit bei 65.226 Personen untersucht hat (1). In den Jahren 2001 bis 2008 wurden neben dem Ernährungsverhalten auch weitere Lebensgewohnheiten wie die körperliche Aktivität, das Rauchverhalten, der Alkoholkonsum sowie das Stresserleben detailliert erfasst. Innerhalb des Zeitraums starben 4.399 Studienteilnehmer (6,7 %). Unabhängig vom Alter der Studienteilnehmer war bei den Probanden, die fünf bis sechs Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehrten, das allgemeine Sterberisiko um 36% niedriger als bei denen, die weniger als eine Portion pro Tag aßen. Diejenigen mit sieben und mehr Portionen Obst und Gemüse pro Tag hatten sogar ein um 42% verringertes Sterberisiko.

Mindestens 5 am Tag

Diese Studienergebnisse würden die Empfehlung „5 am Tag“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung überholen und nach oben korrigieren. Allerdings hat eine weitere 2014 veröffentlichte Metaanalyse ebenfalls den Zusammenhang des Ernährungsverhaltens von 833 234 Personen mit deren Sterblichkeit untersucht (2). In dem Untersuchungszeitraum von durchschnittlich 4.6 bis 26 Jahren starben 56.423 Personen. Ein höherer Obst- und Gemüsekonsum (fünf Portionen) war hoch signifikant mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko verbunden. Dabei zeigen die Analysen allerdings, dass das Sterblichkeitsrisiko bei einer Menge von über fünf Portionen Obst und Gemüse anders als in der oben genannten Studie nicht weiter sank.

Wenngleich die Studien abweichende Schlussfolgerungen zu der Frage ziehen, ob mehr als fünf Portionen die Lebenserwartung steigern, bestätigen sie die bisherige Empfehlung: der Verzehr von mindestens zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse am Tag hat einen deutlichen Gesundheitsvorteil gegenüber einem Ernährungsverhalten, welches diese Mengenempfehlung unterschreitet.

Geringer Gemüse- und Obstverzehr in Deutschland beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit

Eine Review zur Steigerung der individuellen Produktivität durch Ernährungsprogramme in Unternehmen hat gezeigt, dass bei einem ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsmanagement die berufliche Leistungsfähigkeit um 1 – 2 % gesteigert wird (3). Ein Unternehmen mit 3.000 Mitarbeitern und einem Durchschnittsgehalt von 31.981 Euro (4) kann pro Jahr somit bis zu 1.918.860 Euro Mehrleistung durch gesündere Mitarbeiter erzielen.

Nach wie vor essen wir Deutsche zu wenig Obst- und Gemüse (5). Nur 15% der Frauen und 7% der Männer schaffen es, die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Menge an Obst und Gemüse pro Tag zu essen. Ca. 50% der Deutschen konsumieren nur ein bis zwei Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Die Verbesserung des Ernährungsverhaltens, welches ebenfalls auch eine Steigerung des Obst- und Gemüsekonsums bedeuten würde, birgt somit nach wie vor ungenutzte Potenziale, um die Produktivität in einem Unternehmen zu steigern.

Eine „Portion“ stimmt mit dem Handmaß überein. Zwei Portionen Obst entsprechen demnach beispielsweise einem Apfel und einer Banane (ca. 250g). Die drei Portionen Gemüse entsprechen ca. 400g, die täglich verzehrt werden sollen. Diese Empfehlungen basieren auf dem aktuellen Stand der Forschung. Sie orientieren sich an der Nährstoff- und Energiedichte, die wir benötigen, um unsere Gesundheit zu erhalten und positiven Einfluss auf unsere Sterblichkeit zu nehmen. Weitere Studien werden zeigen, ob der Leitspruch „5 am Tag“ durch „7 am Tag“ ersetzt wird.

 

Quellen:

(1) Oyebode et al. (2014). Fruit and vegetable consumption and all-cause, cancer and CVD mortality: analysis of Health Survey for England data. J Epidemiol Community Health, 2014:0, 1–7.

(2) Wang (2014) Fruit and vegetable consumption and mortality from all causes, cardiovascular disease, and cancer: systematic review and dose-response meta-analysis of prospective cohort studies.

(3) Jensen, J. D. (2011). Can worksite nutritional interventions improve productivity and firm profitability? A literature review. Perspectives in Public Health, 11(4), 131–184.

(4) Durchschnittseinkommen in Deutschland. Statista, 02.06.2015, de.statista.com/themen/293/durchschnittseinkommen

(5) Mensink, G. B. M., Truthman, J., Rabenberg, M., Heridemann, C., Haftenberger, M., Schlenkiewitz, A. & Richter, A. (2013). Obst- und Gemüsekonsum in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt

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