Ein wichtiger Faktor für die individuelle Leistungsfähigkeit ist eine hohe Stresskompetenz. Die Freizeit und der Arbeitsplatz ist für viele Menschen eine Belastungsprobe im Umgang mit Stress. Dabei ist Stress wichtig, um aus den Erfahrungen in der Bewältigung von Herausforderungen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Problematisch wird es, wenn der Stress zum Dauerzustand wird und sich zwischen Stressphasen nicht mehr erholt wird. Regelmäßige körperliche Aktivität kann Ausgleich schaffen. Dies klingt vielleicht kontraproduktiv, so scheint doch Sport eher ein weiterer Stressor zu sein. Tatsächlich trägt aber körperliche Aktivität dazu bei, dass die Stressaktivität reduziert wird. So haben Menschen, die körperlich fit sind, eine bessere Stressregeneration und schützen sich vor Dauerstress.

Mit intensivem Training zur Stressreduzierung

Körperliche Aktivität kann an unterschiedlichen Stellen auf die Stress-Gesundheits-Beziehung wirken. In der Stressentstehung hat körperliche Aktivität eine stressreduzierende Wirkweise. Das bedeutet Sport und Bewegung tragen dazu bei, die Auftretenswahrscheinlichkeit von stressauslösenden Ereignissen (Stressoren) zu verringern.

Außerdem können chronische Krankheiten Stress auslösen. Hier übt die körperliche Aktivität einen reduzierenden Effekt aus. Regelmäßiges Training kann sowohl physischen z. B. Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, als auch psychischen Krankheiten z. B. Depression vorbeugen, sowie Krankheitssymptome verringern. Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, kann sein Risiko für diese Krankheiten um 30 bis 40 % verringern.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt mindestens 150 Minuten in der Woche moderat oder 75 Minuten intensiv körperlich aktiv sein. Um von den gesundheitlichen Effekten zu profitieren, sind Trainingseinheiten von mindestens 10 Minuten am Stück wirksam. Dabei hat ein intensives Sporttreiben zusätzliche gesundheitliche Vorteile gegenüber einem etwas anstrengendem Trainieren. Die Puls- und Atemfrequenz ist stark erhöht. Man kann nicht mehr als ein paar Worte sagen, ohne eine Atempause einzulegen. Wie genau diese intensiven Trainingseinheiten auf die Gesundheit wirken finden Sie hier.

Körperliche Aktivität wirkt auch auf chronische Probleme wie Rückenschmerzen oder Schlafstörungen. Es konnte erwiesen werden, dass Personen, die mindestens 150 Minuten pro Woche moderat bis intensiv Sport betrieben, seltener unter Einschlafproblemen und Tagesmüdigkeit litten als weniger aktive Vergleichspersonen. Wer sich dauerhaft tagsüber schlapp und erschöpft fühlt, hat durch körperliche Aktivität mehr Energie.

Ab wann kann ich von den stressmildernden Faktoren profitieren?

Die Antwort lautet praktisch: unmittelbar. In Studien konnte man nachweisen, dass Personen, die vor einer belastenden Situation wie einer Prüfung oder einer Präsentation Sport getrieben haben, geringere Stressreaktionen zeigen. Dieses sogenannte „Post Excercise Window” hält bis zu vier Stunden nach dem Sport an. Für die Praxis bedeutet das, Timing und Regelmäßigkeit des Sporttreibens spielt eine wichtige Rolle in der bewussten Stressregulation. So kann einer Person, die sich am Morgen häufig gestresst fühlt, körperliche Aktivität in den frühen Morgenstunden helfen, besser mit ihrem Stress umzugehen, während bei einer Person, die sich häufig am Nachmittag gestresst fühlt, eine kurze Joggingrunde über die Mittagspause für eine Stressminderung sorgt.

Bedeutung für das betriebliche Gesundheitsmanagement

Körperliche Aktivität wirkt stresspräventiv. Stressoren kommen gar nicht erst auf bzw. werden abgeschwächt. Zusätzlich wirkt körperliche Aktivität, indem sie die Gesundheit direkt stärkt und damit widerstandsfähiger gegenüber den negativen Effekten von Stress macht. Beschäftigte, die über die Zusammenhänge zwischen dem eigenen Gesundheitsverhalten und der Entstehung von Stress und psychischen Krankheiten umfassend informiert sind, besitzen eine höhere Kompetenz für ihr individuelles Stressmanagement. Betriebliches Gesundheitsmanagement sollte daher die Beschäftigten zu einer langfristigen Steigerung ihrer körperlichen Aktivität befähigen und sie dabei nachhaltig unterstützen.

Quelle

Gerber, Markus & Fuchs, Reinhard: Stressregulation durch Sport und Bewegung. Wie Alltagsbelastungen durch körperliche Aktivität besser bewältigt werden können. Wiesbaden 2020.

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