Auf dem 49. Kongress der American Society of Clinical Oncology wurden die Ergebnisse der bislang größten prospektiven Langzeitstudie zum Thema Körperliche Fitness und Krebs vorgestellt (1). Sie untersuchte 17.049 Männer im mittleren Lebensalter hinsichtlich ihrer kardiovaskulären (das Herz betreffenden) und ihrer respiratorischen (die Lunge betreffenden) Fitnesslevel. Die Anzahl an Krebserkrankungen sowie die daraus resultierenden Todesfälle wurden nach einem durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 20 bzw. 24 Jahren erhoben und mit der kardiorespiratorischen Fitness in Zusammenhang gebracht. Je höher die Fitness, desto geringer das Krebsrisiko.
Die Ergebnisse zeigen einen eindeutig positiven Effekt von körperlicher Fitness auf die Gesundheit: Das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken war bei denjenigen mit der höchsten körperlichen Fitness um 68% geringer als bei denjenigen, die das geringste Fitnesslevel aufwiesen. Das Risiko an Darmkrebs zu erkranken war bei den Männern mit der größten Fitness im Vergleich zu den Studienteilnehmern mit der geringsten Fitness um 38% reduziert. Dabei konnte eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung beobachtet werden, was bedeutet, dass mit zunehmender Fitness das Risiko an Krebs zu erkranken sinkt. Dieser Zusammenhang besteht zudem unabhängig vom Körpergewicht: Diejenigen, die übergewichtig, aber trainiert sind, haben ein geringeres Risiko an Krebs zu erkranken als diejenigen, die kein Übergewicht haben, aber untrainiert sind (1,2).
Täglich zehn Minuten intensives Training genügen
Nicht nur in Bezug auf Krebserkrankungen stellt körperliche Fitness einen wichtigen Schutzfaktor dar. Wie Experten in der neuen Leitlinie zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen betonen, ist körperliche Aktivität in Bezug auf eine Vielzahl von Erkrankungen nach wie vor die wichtigste Präventionsmaßnahme (3). Das größte Problem bestehe jedoch nach wie vor in der Umsetzung dieser Empfehlungen bei Personen mit verhaltensbedingten Gesundheitsrisiken. Vor allem Untrainierten falle die Realisierung von intensiven Einheiten, die zu der empfohlenen Steigerung der Fitness notwendig sind, häufig schwer. Die Möglichkeit, körperliche Fitness zu verbessern, besteht auch bereits bei kurzen intensiven Bewegungseinheiten.
Für die Steigerung des Fitnesszustands ist vor allem die Intensität entscheidend. Intensive körperliche Anstrengung wird dadurch sichtbar, dass die Atem- und Pulsfrequenz deutlich erhöht sind und das Sprechen kaum möglich ist. Zur deutlichen Steigerung der Fitness werden wöchentlich mindestens zwei intensive Einheiten à 60 Minuten oder drei Einheiten mit jeweils 30 bis 40 Minuten empfohlen. Aber auch ein anstrengendes Training von zehn Minuten täglich verbessert bereits die Leistungsfähigkeit (4). Wie die Studie von Lakoski (1) jedoch gezeigt hat, ist für einen größtmöglichen gesundheitlichen Effekt klar: je mehr intensive körperliche Aktivität, desto besser die Fitness und desto besser die Gesundheit.
Quellen:
(1) Lakoski, S. G. et al (2013). Cardiorespiratory fitness and risk of cancer incidence and cause-specific mortality following a cancer diagnosis in men: The Cooper Center longitudinal study. J Clin Oncol, 31, (suppl; abstr 1520).
(2) Bucksch, J. & Schlicht, W. (2010). Reduziert sich das Mortalitätsrisiko sowohl für normal- als auch übergewichtige Personen durchkörperlicher Aktivität? Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin Jahrgang 61(3), 72-78.
(3) Schuler, G. C., Koenig, W., Adams, V. & Gohlke, H. (2013). Kommentar zu den neuen Leitlinien (2912) der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie zur kardiovaskulären Prävention. Kardiologie 7, S. 251-260.
(4) Hollmann, W. & Strüder, H. K. (2009). Sportmedizin. Grundlagen für körperliche Aktivität, Training und Präventivmedizin, 5. Aufl.. Stuttgart/News York: Stattauer