Der positive Einfluss eines mäßigen Alkoholkonsums auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird seit längerem diskutiert. Die Studienlage ist dabei nach wie vor ausbaufähig. Um diese Forschungslücke weiter zu schließen, haben Steven Bell und die Mitarbeiter des Strangeways Research Laboratory Daten der britischen CALIBER–Datenbank ausgewertet. Diese verknüpft elektronische Patientenakten von Hausarztpatienten mit den Daten aus dem landesweiten Krankenhausregister sowie dem Office for National Statistics und der Myocardial Ischaemia National Audit Project registry und bietet damit robuste Einschätzungen hinsichtlich der spannenden Frage: macht mäßiger Alkoholkonsum gesund?
Mäßiger Alkohokonsum fördert die Gesundheit
Die Ergebnisse aus ihren Analysen bestätigen die bisherigen Annahmen: Personen, die mäßig Alkohol konsumierten, hatten ein geringeres Krankheitsrisiko, als Personen, die gar keinen Alkohol tranken.
Wie viel Alkohol sollten wir trinken?
Die aus Großbritannien stammende Studie untersuchte die Vorteile des „mäßigen Alkoholkonsums“. Ein mäßiger Alkoholkonsum entspricht in der Untersuchung einem Konsum von 14 Einheiten à 8g puren Alkohols für Männer und Frauen. Dies ist eine wöchentliche Maximalmenge von 112g reinen Alkohols. In Portionen umgerechnet bedeutet diese Empfehlung entsprechend 9 ½ Flaschen Bier (à 0,33l), 11 Gläsern Wein (125ml) oder 17 ½ Schnaps (2cl) pro Woche.
Deutsche Empfehlung: Männer dürfen mehr, Frauen weniger
Deutsche Richtlinien sind da etwas genauer und unterscheiden bei ihrer Empfehlung zwischen Männern und Frauen. Während für Frauen 12g Alkohol täglich im Rahmen des mäßigen Alkoholkonsums liegen, dürfen Männer mit 24g das Doppelte verzehren.
Die Empfehlungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rät dabei dazu, an mindestens zwei Tagen pro Woche auf Alkohol zu verzichten.
Hoher Alkoholkonsum mit höherem Krankheitsrisiko verbunden
Aber Achtung: Menschen mit gemäßigtem Alkoholkonsum wiesen zwar einen Gesundheitsvorteil gegenüber den Abstinenzlern auf. Die Ergebnisse sprachen jedoch ebenso deutlich gegen die Übertreibung des Alkoholkonsums. Ein Verzehr, der über der empfohlenen Menge lag, führte demnach zu einem erhöhten Krankheitsrisiko.
Studienlage spricht für Gesundheitsvorteil bei moderatem Alkoholkonsum
Die hohe Anzahl an Teilnehmern und die Einbeziehung vieler Begleitfaktoren geben der Auswertung eine robuste Aussagekraft. Wie bei jeder Studie sind allerdings Begrenzungen hinsichtlich der Methodik zu bemerken. Als Aufruf zum Alkoholkonsum sollen die Ergebnisse der Studie laut Bell nicht verstanden werden. Alkohol sei und bleibe ein Zellgift und somit eine schädliche Substanz. Der Konsum wird mit Lebererkrankungen und verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht. Eine alternative, leichtere Methode, um sich z.B. vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen, stellt das mäßige Alkoholkonsumieren im Vergleich zu einer ausgewogenen Ernährung, viel Sport und das Vermeiden von Übergewicht jedoch definitiv nicht dar. Alkohol kann das Zähmen des Schweinehundes in Sachen Bewegung, Ernährung und anderen Bestandteilen eines gesunden Lebensstils leider nicht ersetzen. Trotzdem sind die Studienergebnisse eine schöne Nachricht für all diejenigen, die gerne mal ein Gläschen Rotwein oder Feierabendbier genießen – jetzt mit noch besserem Gewissen!