Wie Bewegung vor psychischen Erkrankungen schützt

Der Erhalt der psychischen Gesundheit ist eines der wichtigsten Themen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber derzeit interessieren. Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements sollen daher vermehrt dem Schutz der psychischen Gesundheit dienen. Sowohl bei der Ursachenbeschreibung als auch bei Lösungsansätzen wird häufig auf die Arbeitsbedingungen geschaut. Wie man allerdings weiß haben sich 50% aller psychischen Erkrankungen bereits bis zum 15. Lebensjahr entwickelt. Der Einfluss der Arbeit bei der Entstehung von psychischen Erkrankungen kann daher in den meisten Fällen nur gering sein. Kann mehr Bewegung schützen?

Psychischen Erkrankungen effektiv mit mehr Bewegung vorbeugen

Es stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten, psychischen Erkrankungen effektiv vorzubeugen. Bislang zu wenig diskutiert werden in diesem Zusammenhang die Ressourcen, die in dem eigenen Gesundheitsverhalten der Arbeitnehmer liegen und in einem Betrieblichen Gesundheitsmanagement verstärkt eine Rolle spielen sollten. Großes Potenzial psychischen Krankheiten vorzubeugen, hat neben einer gesunden Ernährung und einem ausreichenden Stressmanagement hier nämlich die Bewegung.

Eine hochwertige Längsschnittstudie von Toker & Biron (2012) hat bei 1.632 Berufstätigen über einen Zeitraum von 6 Jahren die Rolle von körperlicher Aktivität im Hinblick auf den Entstehungsprozess von Depressionen und der arbeitsbezogenen Erschöpfungsdepression „Burnout“ untersucht. Die Studie mit insgesamt drei Messzeitpunkten konnte zeigen: je mehr die Personen körperlich aktiv waren (gemessen in Zeit und Intensität pro Woche), desto seltener waren sie im Durschnitt psychisch beeinträchtigt. Dass Bewegung ein sehr wirksames Mittel ist, um einer psychischen Erkrankung vorzubeugen, haben bereits zahlreiche andere Studien gezeigt (Fuchs, 2012).

Demnach hat Sport eine stärkende Pufferwirkung, wenn innere oder äußere Stressoren die Psyche belasten. Auf physiologischer Ebene ist zu beobachten, dass körperliche Aktivität sich positiv auf die Stressresistenz auswirkt, indem die kardiovaskuläre Reaktivität auf psychischen Stress verringert wird. Zudem erholt sich der Körper bei sportlich aktiven Menschen schneller und qualitativ besser als bei Inaktiven. Auf kognitiv-emotionaler Ebene führt sie zu positiveren Gedanken und wirkt selbstwertfördernd. Außerdem steigert sie den Glauben in die eigenen Fähigkeiten und stärkt unter anderem die Selbstwirksamkeitsüberzeugung (Toker & Biron, 2012).

Betriebliches Gesundheitsmanagement – Bewegungsangebote nicht ausreichend

Die Chancen, die in der Förderung körperlicher Aktivität bei Mitarbeitern liegen, sind teilweise gar nicht bekannt. In den meisten Fällen jedoch werden sie als Ressource nicht ausreichend genutzt, häufig aus Unwissenheit darüber, wie die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärker einzubeziehen ist. Viele der Unternehmen rufen eine Angebotslandschaft ins Leben, die ein verbessertes Gesundheitsverhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ermöglichen soll. Wie das Robert-Koch-Institut jedoch zeigen konnte und wie viele Unternehmen aus eigener Erfahrung berichten, sind die Teilnehmerquoten oftmals gering und die Nutzer des Angebots ohnehin diejenigen mit dem stärksten Gesundheitsbewusstsein (3).  Wenn das Ziel also sein soll, über die Verhältnis- und Angebotsebene hinaus Mitarbeiter zu verbessertem Gesundheitsverhalten und hier speziell zu mehr körperlicher Aktivität zu bewegen, müssen andere Lösungskonzepte greifen.

Gesundheitskompetenz und Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken

Wie Arbeitgeberpräsident Dr. Dieter Hundt in seiner Rede auf der BDA-Tagung „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ richtig betonte, müssen zwar die Unternehmen ihrer Verantwortung für die Mitarbeitergesundheit gerecht werden, aber auch Arbeitnehmer müssen sich ihrer Eigenverantwortung stärker bewusst werden, welche sie in Bezug auf ihre eigene Gesundheit und den Erhalt der psychischen Gesundheit haben. Dazu gehört ein gesunder Lebensstil mit ausreichender Bewegung, einer gesunden Ernährung und einem guten Stressmanagement. Hierbei benötigen die Mitarbeiter Unterstützung, welche sich nicht nur in der Vermittlung von Wissen ausdrückt, sondern eine langfristige Verbesserung des Gesundheitsverhaltens ermöglicht. Vor allem mit Hilfe des Gesundheitsdialogs als fester Bestandteil der Führungsaufgabe Gesundheit und der Entwicklung von persönlichen Gesundheitsstrategien verhilft padoc® Mitarbeitern aller Ebenen daher nachhaltig und wirksam zu mehr körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit.

 

Quellen:

(1)       Toker, S. & Biron, M. (2012). Job Burnout and Depression: Unraveling Their Temporal Relationship and Considering the Role of Physical Activity. Journal of Applied Psychology, 97(3), 699–710.

(2)       Fuchs, R. & Schlicht, W. (Hrsg.). (2012). Seelische Gesundheit und sportliche Aktivität. Göttingen: Hogrefe.

(3)       Jordan S, von der Lippe E (2012) Angebote der Prävention – Wer nimmt teil? Hrsg. Robert Koch-Institut Berlin, GBE kompakt 3(5).

(4)       Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt – Die Perspektive der Arbeitgeber. Rede vom Arbeitgeberpräsidenten Dr. Dieter Hundt auf der Tagung „Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt“ Berlin, 29. Januar 2013.

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