Warum Gesundheitskompetenz heute wichtiger ist denn je
In Zeiten von Informationsflut, Gesundheitsmythen und Influencer-Tipps fühlen sich viele Menschen verunsichert. Eine aktuelle Studie der TU München zeigt:
Drei von vier Deutschen fällt es schwer, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu bewerten und anzuwenden. Besonders die Jüngeren sind betroffen.
Die Folge: Unklarheit, Unsicherheit – und oft keine Handlung. Was wir brauchen, sind nicht noch mehr oberflächliche Benefits, die lediglich motivieren, sondern mehr Kompetenz: Gesundheitskompetenz.
Was bedeutet Gesundheitskompetenz?
Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, relevante Informationen zu verstehen, zu bewerten und in die eigene Lebenswirklichkeit zu übertragen. Es geht um:
- Verstehen, was wirklich wichtig ist
- Wissen, wie man wirksam handelt
- Die richtigen Mittel kennen
- Und: stabile Gewohnheiten entwickeln
Zähneputzen als Modell: Wie Gesundheitskompetenz im Alltag funktioniert
Ein einfaches Beispiel, das jeder kennt: Zähneputzen.
Es zeigt, wie sich Gesundheitskompetenz konkret zeigt – und wie der innere Schweinehund mitspielt.
- Verstehen, was wichtig ist: Zähneputzen ist Prävention – nicht Pflichtübung. Wer ein Ziel hat, ist eher bereit, konsequent zu handeln. Das gilt auch für Bewegung, Schlaf oder gesunde Ernährung.
- Wissen, wie man’s richtig macht: 2x täglich, 2 Minuten, die passende Technik – so wirkt Prävention. Das gleiche Prinzip gilt für anderes Gesundheitsverhalten: Einfach, verständlich, alltagstauglich.
- Die richtigen Mittel kennen: Welche Zahnpasta hilft mir am besten und wo finde ich eine evidenzbasierte Antwort auf diese Frage? Gesundheitskompetenz heißt auch: unterscheiden zwischen Meinung und Wissen.
- Gewohnheit bilden – Schweinehunde verstehen: Hier liegt der Schlüssel: Wissen allein reicht nicht. Es braucht Strukturen, die Verhalten erleichtern. Wer täglich neu entscheidet, macht es sich schwer. Der Schweinehund liebt Unklarheit – deshalb hilft: Routine statt Diskussion.
Der innere Schweinehund: Was ihn stark macht – und wie du ihn schwächst
Der Schweinehund ist nicht dein Feind – er ist ein Signal. Er zeigt, dass du noch keine automatisierte Lösung hast. Gute Gewohnheiten entschärfen die Entscheidungssituation und machen Gesundheit selbstverständlich.
Drei Strategien gegen den Schweinehund:
- Entscheidungen automatisieren: Was du nicht hinterfragen musst, tust du leichter.
- Verhalten vorbereiten: Laufschuhe bereitstellen, Mahlzeiten planen, Termine setzen.
- Mikro-Gewohnheiten etablieren: Starte klein – und entwickle Routine.
Fünf Alltagstipps für mehr Gesundheitskompetenz
- Begrenze deine Informationsquellen auf wenige verlässliche Kanäle.
- Stelle Fragen nach der Wissenschaft – beim Arzt, in Gesprächen, bei Recherchen.
- Probiere Wissen aus – kochen, bewegen, abschalten: aus Theorie wird Praxis.
- Reflektiere Muster statt Ausnahmen – wann entscheidest du gesund?
- Gestalte Strukturen statt Ziele – Fokus auf das System, nicht nur auf Ergebnisse.
Fazit: Gesundheitskompetenz ist die neue Gesundheitsvorsorge
Gesundheit entsteht nicht durch mehr Informationen – sondern durch Befähigung. Wer den eigenen Schweinehund versteht und Strukturen entwickelt, schafft Raum für nachhaltige Gesundheit. Gesundheitskompetenz ist nicht nur Wissen. Sie ist Umsetzungsfähigkeit – und damit eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen überhaupt.
Gesundheit wird zur Gewohnheit – wenn wir aufhören, sie jeden Tag neu zu verhandeln. – Dr. Dirk Lümkemann
Quelle:
- Technische Universität München (2024): Studie zur allgemeinen Gesundheitskompetenz in Deutschland. WHO Collaborating Centre for Health Literacy & Wort & Bild Verlag.
Verfügbar unter: https://www.hs.mh.tum.de/digitalhealth/aktuelles/news-single-view/article/professur-fuer-health-literacy-praesentiert-studie-zur-allgemeinen-gesundheitskompetenz-in-deutschland/ [Zugriff am: 24. April 2025]