Gesundheit und Gesundheitsrisiken bei Erwachsenen

Das Robert-Koch-Institut hat bei dem umfassendsten Gesundheitssurvey in Deutschland Daten zur Gesundheit und zum Gesundheitsverhalten von Erwachsenen erhoben. Bei 7.200 Personen zwischen 18 und 79 Jahren wurden insgesamt 120 Gesundheitsparameter untersucht, weitere 900 Personen beantworteten zahlreiche gesundheitsrelevante Fragen. Durch den Vergleich mit der ersten bundesweiten Untersuchung 1998 können wichtige Trends in Bezug auf die Gesundheit Erwachsener in Deutschland beobachtet und nötige Interventionen abgeleitet werden (1). Aufgrund der hohen Relevanz für die Gesundheit von Mitarbeitern und für das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Unternehmen sind die Daten zu den Gesundheitsrisiken und zum Gesundheitsverhalten im Folgenden zusammenfassend aufgeführt.

Hohe Prävalenz von Gesundheitsrisiken

Insgesamt sind Gesundheitsrisiken in Deutschland weit verbreitet.

Diabetes ist mit einem Anstieg von 38% ein ernst zunehmendes Gesundheitsrisiko in Deutschland. Zwar ist dieser Anstieg zu einem Drittel durch den demografischen Wandel und den höheren Anteil an älteren Menschen erklärbar, dennoch erkranken auch immer mehr jüngere Menschen an Diabetes, was unter anderem mit dem besorgniserregenden Anstieg an Personen mit starkem Übergewicht zusammenhängt (2).

Übergewicht: 53% der Frauen und 67% der Männer sind übergewichtig. Stark übergewichtig und damit besonders gesundheitsgefährdet sind 24% der Frauen und 23% Prozent der Männer. Vor allem bei jüngeren Männern ist eine dramatische Entwicklung zu beobachten. Der Anteil an adipösen Männern zwischen 30 und 40 Jahren beträgt bereits 22% (2).

Fettstoffwechselstörungen: 60% der Männer und 56% der Frauen haben einen erhöhten Cholesterinspiegel. Nur circa ein Drittel der Personen, die von ihrer Störung wissen, sind in Behandlung.  6% der Frauen und 9% der Männer haben erst zum Zeitpunkt der DEGS Untersuchung von ihrer Stoffwechselstörung erfahren (2).

Bluthochdruck: Bei 30% der Frauen und 33% der Männer wurde eine Hypertonie diagnostiziert. Nur 40% der Studienteilnehmer hatten Blutdruckwerte, die als optimal bezeichnet werden können. Dieses in den meisten Fällen verhaltensbedingte Gesundheitsrisiko ist für eine Vielzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich. Die Studienautoren schätzen, dass sich diese bei einer Verbesserung des Lebensstils halbieren (3).

Depressive Symptomatik: 8% der Bevölkerung weisen derzeit eine depressive Symptomatik auf, 6% bekamen in den letzten 12 Monaten eine Depression von einem Psychotherapeuten oder Arzt diagnostiziert (4).

Schlafstörungen: Etwa ein Drittel der Deutschen gibt an, in den letzten vier Wochen an einer klinisch relevanten Ein- oder Durchschlafstörung gelitten zu haben, was die Studienautoren als sehr hoch bewerten.

Mangelndes Gesundheitsverhalten

Eindrucksvoll sind die Ergebnisse, die das Gesundheitsverhalten der Deutschen beschreiben. Eigenverantwortliches Handeln, um dem Bewegungsmangel, der Fehlernährung, dem Rauchen sowie einem mangelnden Stressmanagement entgegenzuwirken, findet in großen Teilen der Bevölkerung nicht ausreichend statt.

Bewegung: Nach wie vor bewegen sich 80% der Deutschen nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation zu wenig. Demnach schaffen nur 20% der Bevölkerung das empfohlene Mindestmaß von 150 Minuten pro Woche bei moderater bzw. 75 Minuten bei intensiver Anstrengung (5). (Bei moderater körperlicher Aktivität sind Puls- und Atemfrequenz erhöht, das Sprechen ist aber noch gut möglich. Intensive körperliche Aktivität ist dadurch gekennzeichnet, dass Atem- und Pulsfrequenz deutlich erhöht sind und das Sprechen nur noch schwer möglich ist. Mindestdauer einer gesundheitswirksamen Bewegungseinheit: zehn Minuten.)

Ernährung: Nur 15% der Frauen und 7% der Männer erreichen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Menge an Obst- und Gemüseverzehr pro Tag (3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst). Ungefähr die Hälfte aller Studienteilnehmer konsumiert nur 1-2 Portionen Obst und Gemüse pro Tag (6).

Rauchen: Nach wie vor ist auch das Rauchen stark verbreitet (30% der 18-79-Jährigen), wobei junge Erwachsene häufiger rauchen als Ältere. Trotz vieler Bemühungen ist der Anteil an Rauchern in Deutschland nur leicht zurückgegangen (2).

Fazit: Hohe Gesundheitsrisiken, wenig Prävention

Zwar schätzen 76% der Männer und 73% der Frauen ihre Gesundheit als gut ein, verhaltensbedingte Risiken wie Bewegungsmangel, Fehlernährung, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck etc. (siehe oben), die eine Vielzahl von sogenannten Zivilisationskrankheiten verursachen, sind dennoch weit verbreitet (2). Die Ursachen für das mangelnde Gesundheitsverhalten können sehr vielschichtig sein. Sehr wahrscheinlich sind diese aber maßgeblich erklärbar durch eine mangelnde Risikowahrnehmung sowie die fehlende Kompetenz gesundheitswirksames Verhalten langfristig in den Alltag zu integrieren. Vor allem im Hinblick auf den demografischen Wandel und die damit verbundenen Anforderungen an Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist die Wahrnehmung der gesundheitsbezogenen Eigenverantwortung durch eine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens mehr denn je eines der wichtigsten Ziele im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Voraussetzung jedoch ist, dass Unternehmen in Gesundheitsprogramme investieren, deren nachhaltiger Nutzen für die Mitarbeitergesundheit belegt ist, wie kürzlich auch die Bundesärztekammer auf ihrer Jahrestagung betonte (Artikel „Prävention ohne präventiven Nutzen – Bundesärztekammer fordert stärkere Wirksamkeitsnachweise und die Ausrichtung am Individuum“).

 

Quellen:

(1)     Gößwald, A., Lange, M. & Kurth, B. M. (2012). DEGS: Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland. Bundesweite Querschnitt- und Längsschnittstudie im Rahmen des Gesundheitsmonitorings des Robert-Koch-Instituts. Bundesgesundheitsblatt, 55, 775-780.

(2)     RKI (2013) „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ des Robert-Koch-Instituts. Wichtige Ergebnisse auf einen Blick. Verfügbar unter https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien /Degs/degs_w1/DEGS1-Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile

(3)     Neuhauser, H., Thamm, M. & Ellert, U. (2013). Bluthochdruck in Deutschland 2008-2011. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt 56, 795-801.

(4)     Jachertz, N. (2013). Psychische Erkrankungen. Hohes Aufkommen, niedrige Behandlungsrate. Deutsches Ärzteblatt, 110 (7), A269-A270.

(5)     Krug, S., Jordan, A., Mensink, G. B. M., Müters, S., Finger, J. D. & Lampert, T. (2013). Körperliche Aktivität. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt, 56, 765-771.

(6)     Mensink, G. B. M., Truthman, J., Rabenberg, M., Heridemann, C., Haftenberger, M., Schlenkiewitz, A. & Richter, A. (2013). Obst- und Gemüsekonsum in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt, 56, 779-785.

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