Warum Ausdauertraining auch als Gehirnjogging gelten kann

Dass ein aerobes Ausdauertraining positive Auswirkungen auf das Herz, den Stoffwechsel und das Immunsystem hat und es darüber hinaus Risikofaktoren, wie Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten sowie Übergewicht entgegenwirkt, ist schon lange bekannt. Eine neue Studie an der Columbia Universität in New York ergab allerdings nun, dass ein solches Training auch die kognitiven Funktionen verbessert – und dies interessanterweise abhängig vom Alter.

Das Studiendesign

An der Studie nahmen 132 gesunde Probanden im Alter zwischen 20 und 57 Jahren sechs Monate lang teil. Dabei führte die Interventionsgruppe ein aerobes Trainingsprogramm und die Kontrollgruppe Stretching-Übungen durch. Die relativ untrainierten Personen besuchten viermal in der Woche das Fitnessstudio. Eine Einheit setzte sich ganz klassisch aus einem Aufwärm-, einem Haupttrainings- und einem Abwärmteil zusammen. Es wurde zunächst mit 55% und ab der 5. Woche mit 75% der maximalen Herzfrequenz trainiert. Das Forscherteam um Dr. Yaakov Stern maß neben der aeroben Kapazität und der kognitiven Leistung die exekutiven Funktionen, also solche geistigen Fähigkeiten, die das Denken und das Handeln steuern, die Verarbeitungsgeschwindigkeit, die Sprache, die Aufmerksamkeit, den BMI sowie die Dicke der Großhirnrinde, die sogenannte kortikale Dicke.

Die Ergebnisse

Die Interventionsgruppe zeigte gegenüber der Kontrollgruppe eine deutliche Verbesserung der aeroben Kapazität, eine signifikante Zunahme der kortikalen Dicke und eine Reduktion des BMI. Besonders bemerkenswert war, dass sich die exekutiven Funktionen altersabhängig verbesserten. So waren die kognitiven Veränderungen nach Durchführung des Trainingsprogramms bei den älteren Probanden deutlicher ausgeprägt als bei den Jüngeren.

Das Fazit

Generell ist der positive Effekt von Sport auf die Gehirngesundheit ganz und gar nicht neu. Die wesentliche Erkenntnis dieser Studie liegt nun darin, dass ein aerobes Ausdauertraining die exekutiven Funktionen verbessert – und zwar mit zunehmenden Alter umso mehr. Konkret bedeutet dies, dass ein solches Training dabei helfen kann, dem altersbedingten kognitiven Verfall vorzubeugen. Die zweite Erkenntnis: ein aerobes Ausdauertraining sorgt für die Zunahme der kortikalen Dicke – hier allerdings unabhängig vom Alter. Somit können auch die Jüngeren durch ein regelmäßiges Ausdauertraining etwas für ihre Gehirngesundheit tun.

 

Quellen:

Stern, Y. et al. (2019): Effect of aerobic exercise on cognition in younger adults, Neurology 2019; 92: 1-12.

Kompensationseffekt: Ausdauertraining könnte gegen altersbedingten kognitiven Verfall helfen – Medscape – 22. Feb 2019.

Bewegung, Gesundheit, körperliche Aktivität
Vorheriger Beitrag
Digitale Gesundheit: Deutschland auf vorletztem Platz
Nächster Beitrag
Warum die psychische Gefährdung kaum beurteilt wird

Ähnliche Beiträge