Wie das Rauchen die Leistungsfähigkeit mindert

Rauchen Sie oder arbeiten Sie schon? Diese provokante und bewusst überzogene Frage könnte man stellen, wenn man sich die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse einer Langzeitstudie von Dregan, Stewart und Gulliford (2012) anschaut. Sie hat die Auswirkungen kardiovaskulärer Risikofaktoren auf die kognitive Leistungsfähigkeit untersucht. Dabei ließ sich feststellen, dass Rauchen stärker als andere Risikofaktoren mit einer Minderung der kognitiven Leistungsfähigkeit über die Zeit einhergeht.

Das Studiendesign

Die Studie basiert auf der Datengrundlage der English Longitudinal Study of Ageing, die zwischen 1998 und 2009 sowohl kardiovaskuläre Risikofaktoren als auch die kognitive Leistungsfähigkeit von 8.780 Briten untersuchte. Bereits nach vier Jahren schnitten Raucher signifikant schlechter in den kognitiven Tests zu Gedächtnisleistungen ab als Nicht-Raucher. Sie konnten sich weniger gut Begriffe merken, waren in der Verarbeitungsgeschwindigkeit unterlegen und machten signifikant häufiger Fehler. Rauchen kann aufgrund dieser beobachteten und bedeutsamen Leistungseinbußen als einer der gravierendsten Risikofaktoren für den Abbau kognitiver Leistungsfähigkeit gesehen werden.

Weitere Studien zum Thema Rauchen

Eine geminderte Leistungsfähigkeit lässt sich indirekt auch in Studien beobachten, die die Produktivität am Arbeitsplatz erfassen (Bunn et al., 2006; Burton et al., 2005; Halpern, 2001). Hier wird, unabhängig vom Gesundheitsstatus der Teilnehmer, von einer höheren Anzahl an Fehltagen bei Rauchern berichtet (Halpern, 2001). Die auf Selbsteinschätzung beruhende Erhebung der Produktivität zeigte, dass (ehemalige) Raucher stärkere Produktivitätseinbußen aufweisen als Nicht-Raucher (Bunn et al., 2006). Der Vergleich von Rauchern mit ehemaligen Rauchern und Nicht-Rauchern (insgesamt N= 34.934) ermittelte, dass Rauchen und dessen Nebeneffekte bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von $34,25 einen zusätzlichen Verlust von ca. $1.800 pro rauchendem Mitarbeiter verursachen (Bunn et al., 2006). Eine weitere Produktivitätsstudie von Burton et al. (2005) berichtet von einer um 2,8% stärkeren Einschränkung der Produktivität bei Rauchern im Vergleich zu Nicht-Rauchern. Dies bedeutet bei einem Jahresgehalt von 50.000 Euro einen jährlichen Verlust von 1.400 Euro.

Dass nicht nur Studien eine geminderte Produktivität durch das Rauchen ermitteln, welche auf Daten der subjektiven Einschätzung der Teilnehmer beruhen, sondern auch solche Studien auf Produktivitätseinbußen hinweisen, die durch die Erhebung der kognitiven Leistungsfähigkeit einen direkteren Zusammenhang zwischen Rauchen und Produktivität herstellen, ist sehr aufschlussreich und trägt zur Konsistenz der Ergebnisse bei.

Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements

Das Rauchen ist für 30% aller Krebserkrankungen in Deutschland verantwortlich, während 90% aller Lungenkrebserkrankungen auf das Rauchen zurückgehen (Statistisches Bundesamt, 2002). Dass Lungenkrebs wiederum die vierthäufigste Todesursache in Deutschland ist (Statistisches Bundesamt, 2010) ist ein weiterer Grund, Menschen auch im Kontext der Arbeitswelt zu einem rauchfreien (Arbeits-)Leben zu bewegen. Maßnahmen des Betriebliches Gesundheitsmanagements können hierbei unterstützen. Diese reichen von modellhaftem Vorleben und Kultur schaffenden Botschaften, welche für eine gesündere Lebensführung werben, über Mitarbeitergespräche, die gezielt das Bewusstsein für Risiken fördern und somit Hilfestellung durch Informationen leisten, bis hin zu Angeboten der Betrieblichen Gesundheitsförderung, die auf der Grundlage gesundheitspsychologischer Strategien die Teilnehmer bei der Entwöhnung begleiten.

 

Weitere Informationen zum Thema Raucherentwöhnung:

  • https://www.stoptabac.ch/de/welcome.html
  • https://www.rauchfrei-info.de/
  • https://www.stop-simply.de/
  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/101940
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