Wie durch Übergewicht Depressionen entstehen können

Überschüssiges Fettgewebe fördert bei Menschen mit Übergewicht bekanntermaßen körperliche Erkrankungen wie z.B. Stoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Diabetes sowie Krebserkrankungen. Eine aktuelle Studie der Universität Leipzig hat nun gezeigt, dass das in der Bauchhöhle vorhandene Fett auch die Entstehung von Depressionen mit erklärt.

Die Forscher haben 117 adipöse und 83 nicht-adipöse Personen mit einem Durchschnittsalter von 34 bzw. 41 Jahren untersucht. Neben dem Risikofaktor Übergewicht (BMI, Taillen-Hüftumfang), der Krankheitsgeschichte der Teilnehmer, derzeitigen Erkrankungen sowie Medikamenten haben die Forscher Daten zur körperlichen Aktivität erhoben. Zudem untersuchten sie das Blut der Teilnehmer. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass bei Personen mit Adipositas deutlich höhere Werte in Bezug auf das Hormon „Zytokin“ nachzuweisen waren. Bei einer bauchbetonten Adipositas waren diese Werte am höchsten.

Zytokine als Ursache psychischer Leiden

Das Fettgewebe in der Bauchhöhle ist laut der Forscher kein – wie noch vor einigen Jahren angenommen – passiver Energiespeicher. Vielmehr ist dieses Fett als ein aktives Organ des Körpers zu verstehen. Es produziert eigenständig Hormone, z.B. Zytokine, die es ins Blut abgibt und auf diese Weise den Stoffwechsel des Körpers mit beeinflusst. Zytokine verursachen Entzündungen im Körper. Diese Entzündungen begünstigen körperliche Erkrankungen, aber auch die Psyche wird durch diese Hormone deutlicher beeinträchtigt, als bislang angenommen.

Denn: Zytokine haben nicht nur die Eigenschaft entzündliche Prozesse zu aktivieren. Sie senken darüber hinaus die Produktion des im Gehirn befindlichen Botenstoffs Serotonin, der für unsere gute Stimmung und den Antrieb zuständig ist. Serotoninmangel gilt als eine der Ursachen von Depressionen. Die Wirkung der durch Bauchfett produzierten Zytokine auf die Serotoninproduktion ist laut der Forscher daher eine weitere Erklärung dafür, weshalb Depressionen bei Übergewichtigen häufiger auftreten als bei Normalgewichtigen.

Körperliche Aktivität als bedeutender Schutzfaktor

In der Gruppe der Adipösen machten die Forscher eine weitere interessante Beobachtung: die Konzentration der Zytokine war bei adipösen Probanden, die sich jedoch viel bewegten, niedriger als bei adipösen Teilnehmern, die wenig bis gar nicht körperlich aktiv waren. Körperliche Aktivität scheint somit eine wichtige Gesundheitsressource zu sein, um Zytokine und damit das Risiko für Depressionen zu senken.

 

Quelle:

(1) Schmidt FM, Weschenfelder J, Sander C, Minkwitz J, Thormann J, Chittka T, et al. (2015) Inflammatory Cytokines in General and Central Obesity and Modulating Effects of Physical Activity. PLoS ONE 10(3): e0121971.

Gesundheitsrisiken, körperliche Aktivität, psychische Gesundheit, Übergewicht
Vorheriger Beitrag
Bericht zur Gesundheit in Deutschland 2015
Nächster Beitrag
Wie körperliche Aktivität die Produktivität steigert

Ähnliche Beiträge